Allgemeines
Der Tien-Shan ist der Mittelpunkt eines Gebirgsgürtels, der sich von der Ägäis bis zum Pazifik über Asien legt. Er ist das mächtigste Bergmassiv in den mittleren Breiten des Kontinents. Zwischen seinen westlichen Ausläufern, die sich in die Wüste Kyzylkum vortasten, und dem an die Wüste Gobi angrenzenden Osten erstreckt sich der Tien-Shan über 2500 Kilometer. Damit ist er doppelt so lang wie die Alpen. Im Norden fällt er zur Kasachsteppe ab, und im Südwesten greifen seine ausfächernden Ketten in die noch gewaltigeren des Pamir. Östlich davon öffnet sich die Weite der Taklamakan-Wüste. In seinem Zentrum türmt sich der Tien-Shan zu einem gewaltigen Gebirgsknoten mit dem nördlichsten Siebentausender und dem zweitgrößten Gebirgssee der Welt. Viele Völker zogen über Jahrtausende an diesem Gebirge vorbei, wenige hindurch. Der Strom einer wechselvollen Geschichte trug sie fort in die Vergangenheit. Spuren haben sie hinterlassen, doch wir wissen nicht, wie sie die Berge nannten. Bis heute erhalten hat sich der poetische Name, den ihnen die Chinesen gaben: Tien-Shan bedeutet "Himmelsberge". Der Name des Landes Kirgistan wird sehr unterschiedlich interpretiert und die Schreibweise reicht von Kirgistan über Kirgisien bis zu Kirgisistan. Die westliche Hälfte dieses Gebirges wird von Kirgistan eingenommen - dem Land der Kirgisen. Dieses Land ist im Westen wenig bekannt, denn es ist entlegen und unwegsam. Außerdem existiert es als unabhängiger Staat erst seit 1991, als die Sowjetunion zerbröckelte. Zu deren Zeiten waren nur wenige leicht zugängliche Orte für Touristen aus der UdSSR und solche aus kommunistischen Bruderländern erschlossen, denn Kirgistan hatte einen 800 Kilometer langen Anteil an der heiklen Grenze zu China, dem Rivalen der Sowjetunion bei der Verwirklichung des Kommunismus. Auf der Weltkarte hängt Kirgistan in den Weiten Asiens als Klecks am Rand der ehemaligen UdSSR, doch hat es einen der schönsten Flecken des verblichenen Riesenreiches abbekommen und ist fünfmal so groß wie die Schweiz. Kirgistans Grenzen folgen überwiegend natürlichen Grenzen und stoßen - neben China - an drei weitere ehemalige Sowjetrepubliken: Kasachstan im Norden, Usbekistan im Westen und Tadschikistan im Südwesten. Kirgistan liegt zwischen 39 und 43 Grad nördlicher Breite. Auf Europa übertragen entspricht dies Spanien von Toledo bis zu Biskaya. Der Tien-Shan nimmt zwei Drittel des landes ein, es wird von 90 Bergketten durchzogen. Zwischen dem niedrigsten Punkt in der Wüste im Südwesten und den Gipfeln im ewigen Eis an der Grenze zu China besteht ein Höhenunterschied von über 7000 Metern. Das hier beschriebene Gebiet gilt zu Recht als ein Brennpunkt des Erdteils, in dem die Kulturen der Nomaden und Seßhaften, der Moslems und Buddhisten und die vieler anderer aufeinandertrafen - im Krieg und im Frieden. Die kulturelle Vielfalt der Völker war immer groß. Eines allerdings ist bei allen Völkern der ehemaligen Sowjetunion gleich: die Gastfreundschaft. Ob man an einem russischen Küchentisch sitzt, der kaum die versammelten Köstlichkeiten tragen kann, oder auf den Filzteppichen einer Jurte vor einem dampfenden Kessel mit Nudeln und Pferdefleisch hockt, umringt von kulleräugigen Steppkes, Gebirgscowboys und zerfurchten Greisen mit schütteren Bärten - stets wird dem Gast eine Ehre erwiesen, die selbst den nüchternsten Globetrotter zutiefst rührt. Es ist keine falsche Eitelkeit, wenn ein Kirgise, Usbeke oder Russe sein Volk als das gastfreundlischste der Welt bezeichnet. Kirgistan lockt neben toleranten, aufgeschlossenen Menschen mit den Spuren einer bewegten Geschichte und einer grandiosen, vielfältigen Natur. Seitdem eine der bestgehüteten Grenzen der Welt gefallen ist, bereitet es seinen Besuchern einen touristisch nicht perfekten, aber immer individuellen und herzlichen Empfang.
An- und Abreise
Der internationale Flughafen von Bischkek (Frunse FRU) wird von Europa aus nur von wenigen Fluglinien angeflogen, darunter sind Turkish Airlines (Star Alliance Mitglied), Pegasus Airlines, Air Astana, Rossiya Russian Airlines und Aeroflot.
Einkaufsmöglichkeiten/Souvenirs
Wie in Moskau am Roten Platz, so steht in der Hauptstadt jeder ehemaligen Sowjetrepublik ein Hauptkaufhaus. In diesen nach wie vor staatlichen Geschäften findet man Waren für den alltäglichen Bedarf. Die wenigen Gebrauchsgegenstände mit der Ausstrahlung von Qualität und Luxus wirken im Sortiment meist etwas deplaziert. Im Obergeschoß des ehemaligen Bischkeker Zentralkaufhauses - heute heißt es "Aycurek" - gibt es eine Souvenirabteilung, die allerdings nicht billig ist. Souvenirs findet man auch in Kunstgalerien und darauf spezialisierte Läden in den Städten. Inzwischen wird die Einkaufswelt durch Supermärkte westlicher Prägung bereichert, die importierte Genußartikel und Lebensmittel, Hygieneartikel und eine beschränkte Auswahl von Haushaltsartikeln anbieten. Mit dem Versiegen ihrer Quellen nach dem Zerfall der Sowjetunion schlossen viele Fachgeschäfte für immer - zum Beispiel für Unterhaltungselektronik und Autoteile. Diesen Markt bearbeiten jetzt Privatimporteure. In größeren Städten sind - nach der Unabhängigkeit zunächst sehr zaghaft, dann explosionsartig - mehr und mehr sogenannte "Kommerceskji Magazini" entstanden, private Läden im Tante Emma Stil. Keimzelle war meist ein Tischchen am Straßenrand, auf dem ein paar Flaschen, Bierbüchsen und Zigarettenstangen Platz hatten. Frischgebackene "Biznesmeni" sieht man im ganzen Land, das Sortiment beschränkt sich aber leider auf das Obengenannte. Das Warenangebot der kleinen Läden vereint auf engem Raum eine weitgefächerte Palette: Turnschuhe, Speiseöl, Schokoriegel, Parfumimitationen, Autoradios, Dessous und vieles mehr liegen kunterbunt nebeneinander. Das Warenangebot richtet sich danach, was gerade seinen Weg durch die Weiten Asiens nach Kirgistan gefunden hat. Kaufberatung oder Garantie sind Fremdwörter, und der Service steht dem der staatlichen Warenhäuser an Ungeschliffenheit in nichts nach. Inzwischen wird die Einkaufswelt durch kleine Supermärkte westlicher Prägung bereichert. Die Kritik, daß die nicht selten qualifiziert ausgebildeten Leute "nur kaufen und verkaufen und nichts Richtiges arbeiten", wäre einseitig: Wie sollen sie sich über Wasser halten, wenn die Fabriken mangels Rohstoffen stillstehen und die staatliche Bezahlung, von den Renten ganz zu schweigen, nicht mit den emporschießenden Preisen mithält? Frische Nahrungsmittel erhält man in besonderen Lebensmittelgeschäften mit der russischen Bezeichnung "Gastronom" sowie besser und reichlicher - auf dem Basar. Dort trifft sich ein buntes Völkergemisch: Die Kirgisen bieten meistens Fleisch und Beeren an, die Russen lebendes Federvieh, Milchprodukte und Eier und die Usbeken Gewürze und frischgebackenes Fladenbrot, Nüsse und Trockenobst, Früchte und Gemüse. Viele Händler nehmen für einen guten Basartag lange Anfahrten auf sich. Als zu Sowjetzeiten Flüge durch das Riesenreich so billig und häufig waren wie in Europa Zugfahrten in die nächste Stadt, lohnte sich für zentralasiatische Bauern sogar ein Tagesausflug nach Moskau, wo das unter südlicher Sonne gereifte Obst mehr Gewinn abwarf. Zur empfohlenen Reisezeit ist das Angebot gut, denn die Oasen Zentralasiens sind fruchtbar. Obst und Gemüse gibt es reichlich und in guter Qualität: prachtvolle Pfirsiche, saftige Kirschen, Granatäpfel und inwzischen auch (natürlich importierte) Bananen und Kiwis. Berühmt sind die riesigen Wasser- und Honigmelonen, die im Spätsommer lastwagenweise aus Usbekistan heranrollen. Im Winter bekommt man nur Lagerfähiges: Kohl, Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und Äpfel. Längst sind die Basare keine traditionellen Bauernmärkte mehr, sondern bieten auch Importware an. Die Flohmärkte sind beliebt wegen ihres Reichtums an Autoersatzteilen (nur für russischen Modelle), aber auch an Werkzeug und anderem Nützlichen; Antiquitäten in unserem Sinne findet man so gut wie nie, aber das eine oder andere Souvenir mit sozialistischem oder folkloristischem Einschlag. Diese Märkte dienen ebenfalls als Info-Börse für den Reisenden, der - falls mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs - einen Mechaniker oder eine Mitfahrgelegenheit sucht. Auf dem Land sollte man nach Stühlen Ausschau halten, die am Straßenrand stehen und einen Eimer mit Obst oder ein Fladenbrot tragen. So machen Privatleute Werbung für die Waren, die sie an Passanten verkaufen. Die Hirten, die den Sommer auf ihren Hochweiden verbringen, können dort mit Geld wenig anfangen, da sie wochenlang kein Geschäft besuchen. Sie tauschen gerne Nahrungsmittel gegen Haltbares wie Zucker, Mehl und Tee oder Kleidungsstücke. Wer den vorzüglichen Gebirgshonig kaufen will, sollte ein eigenes Schraubglas dabeihaben.
Einreisebestimmungen/Zoll
Seit 30.07.2012 benötigen
bei einem Aufenthalt von bis zu 60 Tagen Reisende aus 44 Ländern, darunter
Deutschland, Österreich und die Schweiz, kein Einreisevisum mehr.
Für die Einreise nach Kirgistan ist entweder eine vollständige Impfung
oder ein PCR Test (nicht älter als 72 Stunden) notwendig.
Elektrizität
In Kirgistan kommt der Strom mit 220 Volt und 50 Hertz aus der Steckdose. Da das Netz veraltet und unzuverlässig ist, schwankt die Spannung aber öfter oder es kommt manchmal zu Stromausfällen. Die Öffnungen in den Steckdosen haben denselben Abstand, aber einen kleineren Durchmesser, so daß Stecker mit dicken Stften nur mit Adaptern passen. Diese bekommt man für wenig Geld auf dem Basar.
Fotografieren und Filmen
Für Fotografen: Filme am besten von zu Hause
mitnehmen und dort auch entwickeln lassen. Fotografierverbot für alle militärischen
Anlagen, Brücken, Hafenanlagen etc. Filmen mit Kamera oder Videorecorder und
Fotografieren ist in historischen Stätten und Museen entweder untersagt oder
nur gegen Gebühr möglich.
Taktvoll fotografieren: Obwohl sich Kinder häufig ins Foto drängen, gibt es
andere Gelegenheiten, bei denen sich die Abzulichtenden wehren. Besonders
Frauen scheuen - aus traditionellen und religiösen Gründen - den Fotografen.
Sobald gegen Ihre Kamera Protest erhoben wird, sollten Sie dies respektieren.
Strikt verboten ist das Fotografieren militärischer Anlagen aller Art, dazu
können bereits Brücken gehören.
Geld
Die Währung Kirgistans ist der Som, unterteilt in 100 Tiyin. Der Wechselkurs betrug Anfang April 2024 etwa 100 Som zum Euro. Man sollte sich vor der Einreise mit Euro-Bargeld ausstatten und dieses in Bischkek in Som eintauschen. In der Provinz ist dies schwierig, da die Banken über geringe Barbestände verfügen. In Bischkek kann man auch problemlos die Währungen der Nachbarländer und russische Rubel eintauschen. Euro Geldscheine kann man in Bischkek in Banken und Wechselstuben gegen Som tauschen. Geldwechseln ist nur in Hotels, Geschäften und lizensierten Wechselstuben gesetzlich erlaubt. Es ist sinnvoll, sich daran zu halten - Schwarzmarkttauscher sind sehr fingerfertig und geschickt darin, dem einheimischen Geld nicht so Vertraute über's Ohr zu hauen. Die meisten Wechselstuben mit dem besten Kurs in Bischkek liegen an der Mossovjet genannten Kreuzung der Straßen Moskovskaja und Baityk Baatyra (ehemalige Sovjetskaya). Aber auch hier sollte man die Kurse vergleichen. Bei US-Dollars werden große Scheine, die nach 1991 ausgegeben wurden, bevorzugt. Travellerschecks werden selten und gegen hohe Provision eingewechselt. Die wenigen Geldautomaten in Bischkek geben auf Kreditkarten von Visa, Master und American Express Geld heraus, allerdings wird hier ebenfalls Provision aufgeschlagen. Reisende haben berichtet, daß vor den Wechselstuben im Zentrum von Bischkeks Polizisten Streife laufen, die vor allem von Touristen gelegentlich Dollarscheine als angebliches Falschgeld beschlagnahmen. Also nicht soviel Devisen mitnehmen und das Geld lieber einem einheimischen Begleiter anvertrauen.
Gesundheit
Das Reizklima und die saubere Höhenluft Kirgistans sind der Gesundheit zuträglich. In der trockenen Luft vermehren sich Keime nicht wie sonst in subtropischen Breiten. Auf einige Besonderheiten sollte man trotzdem achten: Es empfiehlt sich, vor Reiseantritt zusammen mit einem Arzt den Impfschutz zu überprüfen. Besonders wichtig ist der Schutz gegen Polio, Tetanus, Diphterie und Hepatitis A. Bei besonderer Exposition empfehlen sich folgende weitere Impfungen: TBC (Aufenthalt unter einfachen hygienischen Bedingungen) und Tollwut (Langzeitaufenthalt - Tierkontakte). Im Grenzgebiet zu Kasachstan und im südlichen Ferganatal besteht ein geringes Malariarisiko (Malaria tertiana). Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen können auf eine Erkrankung hindeuten. Hygieneartikel findet man in Supermärkten und, billiger, auf den Basaren oder in Apotheken, von denen es in Bischkek viele gibt. Medikamente sind auf Russisch geschriftet; wenn es sich um Lizenzprodukte handelt, wird der Apotheker immerhin den Namen der Arznei verstehen. Das Reisegepäck sollte Verbandsmaterial, Schmerzmittel, Antibiotika, Desinfektionslösung und Einwegspritzen mit Kanülen enthalten, ebenso alle ständig benötigten Medikamente. Die Krankenhäuser liegen weit unter westlichem Standard, was Ausrüstung, medizinische Kenntnisse des Personals, Hygiene und Medikamentenausstattung betrifft. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann mit einem Flugrettungsunternehmen eine Rücktransportversicherung abschließen (schwierig nur, im Notfall von einem abgelegenen Bergtal Hilfe herbeizurufen). Unabhängige Bergrettungsdienste gibt es nicht - nur in Verbindung mit Expeditionen. Die hygienischen Bedingungen sind annehmbar. Eine unermüdliche Schar von Mütterchen mit großen Besen hält in den Städten die Straßen frei von Abfall und Kehricht. Die Restaurants sind zwar nicht immer pieksauber, aber im allgemeinen akzeptabel. Auf dem Land sind die Maßstäbe aber etwas niedriger. Das stille Örtchen wird meistens sehr stiefmütterlich behandelt. Auf dem Land ist die Toilette häufig eine Bretterbude über einer Grube in einigem Abstand zum Wohnhaus im Garten. In guten Restaurants in Bischkek findet man durchaus westlichen Standard, was Technik und Zustand angeht, in der Provinz jedoch wird man oft mit primitiven, schmutzigen Abtritten konfrontiert. Klopapier sollte man stets selbst dabeihaben. In Flaschen gekauftes Trinkwasser kann man bedenkenlos genießen. Leitungswasser sollte gefiltert und abgekocht werden. Gebirgsbäche sind kein Trinkwasser; vor allem die intensive Sonneneinstrahlung kann schädliche Verbindungen freisetzen, und von Tieren oder Jurtensiedlungen im Hochgebirge kann Schmutz ins Wasser gelangt sein. Kirgistan empfängt im Jahresdurchschnitt doppelt soviel Sonnenschein wie Deutschland. Gerade in den hohen Lagen sowie in der Nähe von Wasser und Schnee muß man sich gegen die intensive UV-Strahlung mit Kopfbedeckung und Sonnencreme schützen und sollte eine Sonnenbrille tragen. Im Auto schafft selbst ein "Flachlandtiroler" im Nu 1000 Höhenmeter und mehr, auch wenn der Dieselmotor qualmend den Sauerstoffmangel anzeigt. Die Pässe Kirgistans steigen in schwindelnde Höhen. Wer von Osh in den nur eine Tagesreise entfernten Pamir fährt, findet sich plötzlich drei Kilometer höher in dünner Luft wieder. och extremere Höhenunterschiede bewältigen die Hubschrauber, die Bergsteiger in die Basislager an den Siebentausendern fliegen. Wer nur über einen Paß klettert und auf der anderen Seite in ein Tal absteigt, dem schadet der kurzzeitige Sauerstoffmangel nicht. Selbst leichte Symptome von Höhenkrankheit sind noch kein Grund zur Beunruhigung, der Körper akklimatisiert sich. Ernste Beschwerden treten meist erst über 4000 Mter auf und vor allem dann, wenn man zu schnell an Höhe gewinnt und eventuelle Symptome ignoriert. Tollwut kann durch Hirtenhunde und wildlebende Säugetiere übertragen werden, deshalb Vorsicht mit diesen Tieren, vor allem, wenn sie sich auffällig benehmen. Vieh zieht Bremsen an und Wasser Stechmücken, die vor allem in niedrigen Lagen und in den Städten eine Plage sein können, also sollte man Repellents zum Auftragen dabeihaben. Schlangen und Spinnentiere (Falanga genannt) sichtet man gelegentlich in den Steppen bis zu einer Höhe von 2000 Meter. Vorsicht vor allem in steinigem Gelände, unter Felsen kann sich ein bissiges Reptil verstecken. Ihr Reiseleiter wird Sie aber auf solche Eventualitäten rechtzeitig vorbereiten. Ich Acht nehmen sollte man sich vor den Blättern des Riesenbärenklau (Herkulesstaude, lat. Heracleum mantegazzianum). Die Nesselhaare dieser großen, auffälligen Pflanze scheiden bei Berührung eine Flüssigkeit aus, die auf der Haut bei Sonneneinstrahlung große Wasserblasen zeiht, die lange nicht heilen und stark nässende, schmerzende Stellen hinterlassen. In der empfohlenen Reisezeit besteht die Gefahr, durch Zeckenbisse mit Zeckenzephalitis infiziert zu werden. Die Symptome dieser Virenerkrankung ähneln denen der Grippe. Eine erhöhte Zahl von Fällen wurde im Cui-Gebiet und auf dem Land um Bischkek festgestellt. In Südkirgistan ist besondere Vorsicht ab Ende März/Anfang April geboten, im Norden ab Mitte April/Anfang Mai. Man sollte sich nicht ins bloße Gras setzen, auch nicht auf umliegende Baumstämme, sondern eine Unterlage benutzen, und lange Hosen tragen. Wird man von einer Zecke gebissen, sollte man diese im Seuchenhygienischen Zentrum in Bischkek begutachten lassen. Wenn man einige Regeln beachtet ist die Gefahr nicht höher als beim Spaziergang über eine Wiese in Europa auch.
Kleidung
In Bischkek trägt jeder und jede, was ihm oder ihr gefällt. Kurze Hosen gehören dort mittlerweile zum Stadtbild, im konservativen Süden des Landes gelten sie allerdings nach wie vor als lächerlich und entschieden "daneben". Am Tag reichen auch im Hochgebirge Shorts und T-Shirt aus, da die Sonne kräftig einheizt. Gegen Sonnenbrand und Hitzschlag empfiehlt sich eine Kopfbedeckung. In ungeschützten Lagen benötigt man eine Windjacke und abends auf jeden Fall einen warmen Pullover. Handschuhe, Mütze und warme Strümpfe gehören ebenfalls ins Gepäck, die Nächte können sehr kühl werden. Man sollte wasserabweisende, robuste Trekking- oder Leichtbergschuhe tragen. Der Schlafsack bei geplanten Übernachtungen im Zelt sollte vom Hersteller für eine Untergrenze von -5 bis -10 Grad angegeben sein. Auch im Sommer reciht ein sogenannter Sommerschlafsack im Tien-Shan nicht aus. Die meisten unserer Rundreisen werden mit Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Privatunterkünften durchgeführt, die beheizt sind, das gilt auch für die Jurtencamps.
Reisezeit/Klima
Das Klima in Kirgistan ist gut verträglich, aber wechselhaft. Der überwiegende Teil Kirgistans liegt in den gemäßigten, der Süden in subtropischen Breiten. Die Lage im Inneren Eurasiens, die große Entfernung von Ozeanen und die Wüsten ringsum bedingen generell ein kontinentales, trockenes Klima mit klar ausgeprägten Jahreszeiten. Durch die starke Zergliederung, die extremen Höhenunterschiede und die Wassermasse des Issyk-Kul gibt es jedoch unterschiedliche Zonen von stark kontinental bis fast maritim. Auf das Klima in den umliegenden Wüsten wirken die hohen Berge wiederum mildernd, auch fördern sie die Wolkenbildung und Niederschläge. Doch meistens scheint die Sonne: Das Hochtal des oberen Naryn zum Beispiel liegt mit 2965 Sonnenstunden im Jahr fast an der Spitze in Zentralasien. Die Temperaturen umfassen solche Extreme von Hitze und Frost, daß mittlere Werte über das Klima wenig aussagen. Die Schwankungen der mittleren Temperaturen übers Jahr betragen bis zu 40 Grad. Das durchnittliche Minimum ist im Januar erreicht, das Maximum im Juli. Die größten Unterschiede innerhalb eines Tages von bis zu 23 Grad mißt man im September. In die niedrigen Täler von Cu und Talas bläst der Wüstenwind und treibt die Temperaturen im Sommer auf bis zu 44 Grad. In den Bergen sinkt die Temperatur alle 300 Höhenmeter um 2 Grad. Die beste Reisezeit für das Land beginnt im Frühjahr und erstreckt sich das ganze Jahr hindurch bis Ende Oktober/Anfang November, wenn es zu kalt für normale Touren wird.
Unterwegs
Die von uns organisierten Reisen werden mit allradgetriebenen Wagen durchgeführt. Für die Ausrüstung auch bei Trekkingtouren wird vor Ort gesorgt. Einzig einen Schlafsack bei geplanten Übernachtungen im Zelt sollten Sie mitnehmen oder über uns vorbestellen, damit er bei der Ankunft bereitliegt. Einige Worte zu öffentlichen Verkehrmitteln: Den öffentlichen Personennahverkehr in Bischkek bestreiten Trolleybusse (mit Oberleitung) und Kleinbusse. Die niedrigen Fahrpreise sind unabhängig von der Entfernung und werden in bar beim Fahrer gezahlt. Taxis sind zahlreich und ebenfalls nicht teuer - der Zustand der meist altersschwachen Autos würde höhere Preise auch nicht rechtfertigen. Eine Taxifahrt im Zentrum von Bischkek kostet umgerechnet etwa 1 Euro, eine Busfahrt die Hälfte. Die billigste Möglichkeit, über Land zu reisen, ist der Bus. Die Gefährte stammen überwiegend noch aus der Sowjetzeit und sind russischer oder ungarischer Bauart. Dementsprechend mangelt es an Komfort und Sicherheit. Nicht selten verlängern Pannen die ohnehon gewmächlich Fahrt. Dafür bekommt man hautnahe Einblicke in die landesübliche Art zu reisen. Teuerer, aber dafür schneller sind die ebenfalls auf festen Routen fahrenden Minibusse. Für einen kleinen Zuschlag setzt der Fahrer Passagiere auch etwas abseits der Strecke ab. Autovermietungen stellen ihre Fahrzeuge nur mit Fahrer zur Verfügung.
Verhaltensregeln und Gastfreundschaft
Kirgistan ist ein moslemisches Land, in dem allerdings
der überwiegende Teil der Bevölkerung eine wenig strenge Form des Glaubens
praktiziert. Verschleierte Frauen und Alkoholverbot sind hier unbekannt. Bei
Männern gelten kurze Hosen nur noch im Süden als Fauxpas. Bietet ein Kirgise
einem Reisenden seinen Gastfreundschaft an und dieser kann aber aus Zeitgründen
nicht bleiben, gilt es als höflich, vor der Tür ein Stück des angebotenen
Brots abzubrechen und es zu essen. Kirgisen behandeln Nahrungsmittel mit nahezu
heiliger Achtung und erachten es als wichtig, diese mit den Gästen zu teilen.
Nimmt man eine Einladung an, bringt man als Gastgeschenk am besten haltbare
Nahrungs- und Genußmittel und für Kinder Schreibzeug, Süßigkeiten oder Spielzeug
mit. Auch Kleidungsstücke werden gern angenommen. Man sollte darauf vorbereitet
sein, daß man mit ziemlicher Sicherheit von den musikliebenden Kirgisen gebeten
wird, zum Nachtisch ein Volkslied aus seiner Heimat zum besten zu geben! Daß
Kirgisen zwar gern "zentralasiatische Schweiz" genannt wird, aber
nicht so wohlhabend ist wie der Namenspate, ist wohl jedem klar. Dies kann
ein etwas heikles Gesprächsthema zwischen Einheimischen und Besuchern sein.
Wie gibt man jemandem, der mit vielleicht weniger als 30 Euro im Monat seine
Familie ernähren muß, eine akzeptable Antwort auf die Frage nach dem eigenen
Verdienst? Man könnte erklären, was man für sein Geld in Europa bekommt und
welche Ausgaben dort anfallen, von denen man im kirgisischen Alltag wahrscheinlich
nichts weiß.
Trinkgeld
Die Preise in Kirgistan sind niedrig, die Löhne und der Lebensstandard sind
es ebenfalls. Trinkgelder werden deshalb in den üblichen Berufsgruppen - Hotels,
Restaurants - gern angenommen. Taxifahrer erwarten in Kirgistan kein Trinkgeld.